Störung des Gleichgewichts
Der menschliche Organismus steht in einer dauerhaften Wechselbeziehung zu seiner Umwelt. Ändert sich ein Umweltfaktor und wirkt als Reiz auf ihn ein, muss sich der Organismus den neuen Gegebenheiten anpassen. Dazu werden ständig Substanzen ab-, um- und neu aufgebaut. Im Sport ist diese Adaptationsfähigkeit die Grundlage für ein höheres Leistungsniveau. Hier stellen die Trainingsbelastungen den Reiz dar, der die funktionellen Anpassungen auslöst. Durch die spezifische Belastung werden verschiedene Funktionssysteme des Organismus aus dem Gleichgewicht (Homöostase) gebracht. Die Störung des Gleichgewichtszustands wird als Heterostase bezeichnet, bei der es zu katabolen (abbauenden) Stoffwechselprozessen kommt. Zentralnervöse, vegetative und hormonale Regulationszentren sorgen dafür, dass der Organismus durch anabole (aufbauende) Stoffwechselvorgänge wieder den Zustand der Homöostase erreicht. Die Reaktion von Zellen oder Gewebe auf veränderte Umweltbedingungen oder Schädigungen wird Adaptation genannt.
Ein leistungsorientiertes Training ist auf das Erreichen der optimalen sportlichen Form zu einem festgelegten Zeitpunkt ausgerichtet. Das Niveau der sportlichen Leistungsfähigkeit fällt nach hohen sportlichen Belastungen zunächst ab. Es ist eine bestimmte Zeit der Wiederherstellung notwendig, um erneut intensive Belastungen durchführen zu können. Die einzelnen Funktionssysteme weisen dabei unterschiedliche Regenerationszeiten auf.
Die Ermüdung nach körperlichen Belastungen wird in zwei Kategorien unterschieden:
– periphere Ermüdung als Folge der Beanspruchung einzelner Muskeln oder Muskelgruppen
– zentrale Ermüdung, die eine allgemeine Leistungs- und Funktionsminderung darstellt
REGENERATION – DER ZEITLICHE ABLAUF
Ablaufschema nach Georg Neumann, Ernährung im Sport (2014)8
4.–6. Minute | Vollständige Auffüllung der muskulären Kreatinphosphatspeicher |
20. Minute | Rückkehr von Herzfrequenz und Blutdruck zum Ausgangswert |
20.–30. Minute | Ausgleich der Unterzuckerung, nach Kohlenhydrataufnahme; vorübergehender Anstieg des Blutzuckerspiegels |
30. Minute | Erreichen des Gleichgewichts im Säure-Basen-Haushalt; Abnahme der Laktatkonzentration |
60. Minute | Nachlassen der Proteinsynthesehemmung in der beanspruchten Muskulatur |
90. Minute | Umschlag von kataboler in anabole Stoffwechsellage, verstärkter Eiweißumsatz zur Regeneration |
2. Stunde | Wiederherstellung der ermüdeten Funktionen der Muskulatur |
6.–10. Std/1. Tag | Ausgleich im Flüssigkeitshaushalt, Normalisierung des Verhältnisses flüssiger und fester Bestandteile; Auffüllung des Leberglykogens |
2.–7. Tag | Auffüllung des Muskelglykogens |
3.–5. Tag | Auffüllung der muskulären Fettspeicher |
3.–10. Tag | Regeneration teilzerstörter Muskeleiweiße |
7.–14. Tag | Strukturaufbau in strukturgestörten Mitochondrien; allmählicher Wiedergewinn der vollen muskulären Leistungsfähigkeit |
1.–3. Woche | Psychische Erholung vom gesamtorganischen Belastungsstress, Wiederaufrufbarkeit der sportspezifischen Komplexleistung |